Materialien im Projekt AMTS-AMPEL

Im Verlauf des Projektes AMTS-AMPEL werden den teilnehmenden Heimen verschiedene Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt. Einige davon müssen in den Stationsalltag integriert werden, um die Auswertung der Studie zu ermöglichen. Andere hingegen wurden nur zur Unterstützung entwickelt und eine Verwendung ist dem Heim freigestellt.

In den folgenden Unterkapiteln werden die einzelnen Materialien vorgestellt.

A. Der Therapiebeobachtungsbogen (TBB)

Der Therapiebeobachtungsbogen wird als erstes Instrument bei den teilnehmenden Einrichtungen der Langzeitpflege in den Stationsalltag eingeführt. Er bietet die Möglichkeit das Auftreten neuer Symptome oder Ereignisse zeitsparend und übersichtlich zu dokumentieren. Im ersten AMTS-Projekt konnte festgestellt werden, dass eine unzureichende Beobachtung der Therapie eine der Hauptursachen vermeidbarer unerwünschter Arzneimittelbezogener Ereignisse (UAE) ist. Durch den TBB wird eine tägliche bewusste Beobachtung der Bewohner sichergestellt. Auf diese Weise kann zum einen für das Auftreten potentieller UAE sensibilisiert werden und zum anderen wird eine Nachbeobachtung registrierter Ereignisse ermöglicht. In der zweiten Projektphase (nach der Fortbildung der Mitarbeiter) dienen die ausgefüllten Therapiebeobachtungsbögen als Basis für die wöchentlichen Besprechungen des AMTS-Teams. Natürlich ersetzt das Ausfüllen des TBBs nicht die normale Dokumentation auf Station, sondern ist als Ergänzung anzusehen.

B. Die AMTS-Merkkarte

Die AMTS-Merkkarte ist eine Zusammenstellung wichtiger Informationen im Zusammenhang mit unerwünschten Arzneimittelbezogenen Ereignissen insbesondere bei älteren Patienten in Einrichtungen der Langzeitpflege. Ausgewählt wurden die dargestellten Inhalte zum einen auf der Basis aktueller Fachliteratur und zum anderen begründet durch die Erfahrungen aus dem AMTS 1 Projekt. Die Informationen wurden entsprechend der folgenden Kategorien gruppiert:

"Hinweise auf möglich arzneimittelinduzierte Symptome"

In dieser Kategorie werden häufige Symptome aufgeführt, welche direkt und übersichtlich mit potentiell auslösenden Medikamenten in Verbindung gebracht werden. Konnte bei der Beobachtung der Bewohner eines dieser Symptome registriert werden, so wird der betreuenden Person ohne zusätzlichen Rechercheaufwand ermöglicht einen möglichen Zusammenhang mit der Medikation herzustellen. Entsprechende Verdachtsfälle müssen im weiteren Verlauf dann zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem betreuenden AMTS-Apotheker analysiert werden.

"Arzneimittel mit hohem Nebenwirkungsrisiko à möglichst vermeiden oder SEHR niedrig dosieren"

Dieser Abschnitt stellt geordnet nach Wirkstoffen bzw. Wirkstoffgruppen einige besonders problematische Arzneimittel vor, bei welchen besondere Vorsicht geboten ist. Unter der Angabe von Gründen bzw. häufigen und problematischen Nebenwirkungen der Substanzen, werden alternative Möglichkeiten oder auch Dosierungsempfehlungen angegeben.

"Besonderes Monitoring bei Verordnung von…"

Bei verschiedenen Arzneimitteln sollten grundsätzliche Aspekte während der Therapie regelmäßig kontrolliert werden. Bei Medikamenten mit sehr häufigen und belastenden Nebenwirkungen kann sich dies zum Beispiel auf eine routinemäßige Verordnung zusätzlicher Medikamenten gegen diese Nebenwirkungen beziehen. Ein weiteres Beispiel betrifft Arzneimittel, welche eine enge therapeutische Breite aufweisen (bei diesen ergibt sich ein hohes Risiko für Über- bzw. Unterdosierungen und den entsprechenden Folgen für den Patienten). Für solche Arzneimittel werden neben den zu erwartenden Symptomen auch Dosierungsempfehlungen gegeben.

"Monitoring von Laborwerten und Vitalzeichen"

Diese letzte Kategorie beinhaltet Laborwerte und Vitalzeichen (z. B. Blutdruck, Puls), welche grundsätzlich regelmäßig kontrolliert werden sollten. Neben den allgemein empfehlenswerten Häufigkeiten der Kontrollen, werden Medikamente benannt, unter welchen eine vermehrte Kontrolle als sinnvoll/erforderlich angesehen wird.

Abschließend gilt die Empfehlung 1mal jährlich eine vollständige Überprüfung der gesamten Medikation jedes Patienten durchzuführen!

C. Faxvorlagen im Projekt AMTS-Ampel

Ein großer Aspekt im Projekt AMTS-AMPEL ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen allen am Medikationsprozess beteiligten Berufsgruppen. Um die Kontaktaufnahme zu erleichtern und die übermittelten Informationen zu strukturieren, wurden Faxvorlagen entwickelt, welche den teilnehmenden Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Mit Hilfe dieser Formulare können zum Beispiel Ergebnisse der AMTS-Team-Treffen an den behandelnden Hausarzt übermittelt werden. Auf dem Fax besteht für den Arzt die direkte Möglichkeit auf die neuen Informationen zu antworten und so eine erste kurze Einschätzung der Situation abzugeben.

D. Medikationsanalysen im Rahmen des Projektes

Bewohner von Alten- und Pflegeheimen erhalten häufig mehr als fünf verschiedene Medikamente. Neben dieser „Multimedikation“ sind häufig Einschränkungen der Nieren- oder Leberfunktion zu beobachten, welche unter anderem Auswirkungen auf die Ausscheidung der Wirkstoffe haben. Da sich zum einen der Körper im Verlauf des Lebens verändert und zum anderen häufig mehrere Ärzte einen Bewohner behandeln, sollte wenigstens einmal im Jahr eine Analyse der gesamten Medikation durchgeführt werden. Zusätzlich kann so eine Überprüfung erforderlich werden,  wenn zum Beispiel neue Symptome beobachtet oder es zu einem besonderen Ereignis (z. B. einem Sturz) gekommen ist.

Mit diesen Analysen im Projekt AMTS-AMPEL soll der betreuende Apotheker die behandelnden Ärzte unterstützen. Da solche Analysen sehr umfangreich sein können, wird den Projektteilnehmern ein Formular zur Medikationsanalyse zur Verfügung gestellt. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass kein relevanter Aspekt unbeachtet bleibt. Folgende Fragen sollten bei einer umfassenden Überprüfung der Medikation unter anderem berücksichtigt werden:

  • Gibt es für jedes der verabreichten Medikamente einen Grund?(Überprüfung der Indikation)
  • Beeinflussen sich mehrere Medikamente gegenseitig und die dies erwünscht? (Interaktionscheck)
  • Wie gut funktionieren Niere und Leber des Bewohners? Müssen hierdurch Arzneimittel gegebenenfalls abgesetzt oder in ihrer    Dosierung reduziert werden?
  • Bekommt der Bewohner Arzneistoffe die potentiell ungeeignet sind für ältere Menschen (eine sog. PIM = potentiell inadäquate Medikation)? Gibt es in einem solchen Fall gegebenenfalls besser geeignete Alternativen zur Behandlung der Erkrankung?