Die AMTS 1 Studie

Ausgezeichnet mit dem Gesundheitspreis 2013 der Landesinitiative Gesundes Land Nordrhein-Westfalen (1. Platz)

Arzneimitteltherapiesicherheit in Alten- und Pflegeheimen

Querschnittsanalyse und Machbarkeit eines multidisziplinären Ansatzes

Internationale Studien weisen daraufhin, dass in den Heimen zahlreiche arzneimittelbezogene Probleme und unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftreten, die schwerwiegende gesundheitliche und ökonomische Konsequenzen haben können.
Für Deutschland fehlten aussagekräftige Daten zur Häufigkeit arzneimittelbezogener Probleme und klinisch relevanter unerwünschter Arzneimittelereignisse, die eine Abschätzung der Konsequenzen sowohl in medizinischer als auch ökonomischer Sicht gestatten.

In Rahmen dieser, vom Bundesministerium für Gesundheit finanzierten prospektiven Querschnittsanalyse wurden in 11 Altenheimen in Nordrhein-Westfalen bei ca. 1000 Heimbewohnern die Häufigkeit und Verteilung von arzneimittelbezogenen Problemen (ABP) und insbesondere klinisch relevanter unerwünschter Arzneimittelereignisse (UAE) dokumentiert und analysiert.  Die sich hieraus ergebenden medizinischen, pflegerischen und ökonomischen Konsequenzen wurden erfasst. Die ermittelte 30-Tagesinzidenz betrug 7,87 UAE pro 100 Heimbewohnermonate (Bereich: 1,85 – 16,13 UAE/100 HBM) (Thürmann & Jaehde 2011). Knapp 60 % der UAE wurden im Expertenkonsens als potenziell vermeidbar und 6,5 % als potenziell verminderbar eingestuft.
Nach Auswertung der Ergebnisse und der häufigsten relevanten Probleme wurden in einem Expertenworkshop Interventionsstrategien entwickelt und Schulungen für Apotheker, Pflegepersonal und Ärzte durchgeführt. Teil dieser Interventiosstrategie war die Entwicklung einer “AMTS-Karte” in Kitteltaschenformat, welche auf häufige und besonders relevante Probleme in der Arzneimitteltherapie von Altenheimbewohnern aufmerksam machen soll und auch mögliche Lösungsstrategien und Verbesserungsvorschläge enthält. Die Intervention beinhaltete darüber hinaus die Bildung von sog. AMTS-Teams in jedem beteiligten Heim, bestehend aus jeweils einem Apotheker und einer Pflegekraft, die beide speziell auf diese Aufgabe vorbereitet wurden. Aufgabe dieser Teams war es, arzneimittelbezogene Probleme zu erkennen und den behandelnden Ärzten Lösungsvorschläge anzubieten. Dies setzte auch voraus, dass Kommunikationswege zwischen Heimen, Apothekern und Hausärzten strukturiert und genutzt werden.

Die beschriebene Intervention erfolgte in 4 Heimen bei ca. 350 Heimbewohnern, die bereits an der Querschnittsanalyse teilgenommen hatten. Zielparameter waren Machbarkeit, Akzeptanz bei den Beteiligten und eine mögliche Reduktion von Komplikationen (2. Erhebung von UAEs). Eine statistisch abzusichernde Reduktion von UAE ließ sich wegen des Studiendesigns aus der Machbarkeitsstudie nicht ableiten, jedoch konnte die Praktikabilität und Zufriedenheit der Akteure untersucht werden. Die Schulungen wurden insbesondere von den Pflegenden und den heimversorgenden Apothekern begrüßt, während die Teilnehmerquote und Akzeptanz der Hausärzte noch unterhalb der Erwartung lag.

Die Ergebnisse dieser Studie waren Grundlage für die Durchführung einer wiederum vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten, multizentrischen Untersuchung, in welcher nun untersucht werden soll, ob und in welchem Ausmaß Interventionsstrategien tatsächlich zu einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in stationären Pflegeeinrichtungen führen können.

Projektleitung:
Prof. Petra A. Thürmann

Beteiligte:
Dr. rer. nat., Dipl.-Ing., Simone Bernard
Dipl. in clin. pharmacy, Friederike Schröder
Dipl. pharm. Frank Hanke
Dr. med. Sven Schmiedl
Dr. rer. nat. Elisabeth Kohrt

UWH-interne Kooperation:
Prof. Dr. S. Bartholomeyczik, Lehrstuhl Epidemiologie-Pflegewissenschaft, Institut für Pflegewissenschaft
Prof. Dr. I. Füsgen, Lehrstuhl für Geriatrie
Dr. S. Wilm, Institut für Allgemein- und Familienmedizin

Externe Kooperation:
Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Jaehde, Lehrstuhl für Klinische Pharmazie an der Universität Bonn
Prof. Dr. D. Schwappach, Stiftung Patientensicherheit, Schweiz

Publikationen/Preise: